Interview

Sechs Fragen an Joscha Sontheimer

19. März 2021

Es war eher ein Zufall, der Joscha Sontheimer nach dem Abitur als Ferienjobber zu Berghof Fluoroplastics geführt hat. Aber es ist alles andere als Zufall, dass der junge Papa hier nach seinem Studium sein berufliches Glück gefunden hat und innerhalb von nur rund fünf Jahren zu einer wertvollen Stütze für das Unternehmen geworden ist. Warum seine Tätigkeit mit der Stellenbezeichnung Entwicklungsingenieur nicht vollständig erklärt wird, das Arbeiten mit PTFE für ihn immer wieder faszinierend ist und er auch im Privatleben Wert auf gute Planung und strukturierte Vorgehensweise legt, erklärt der begeisterte Mountainbiker im Interview.

1. Sie haben direkt nach Ihrem Abitur mehrere Monate bei Berghof Fluoroplastics gejobbt. Wie kam es dazu?

Nach dem Ende der Schulzeit wollte ich nicht sofort mit dem Studium starten, sondern mich erst einmal in einem internationalen Freiwilligen-Projekt im Bereich Naturschutz in Nevada (USA) einbringen. Dazu brauchte ich natürlich das nötige Kleingeld. Ein Schulfreund hat mir dann den Tipp gegeben, dass es bei Berghof Fluoroplastics immer gut zu tun gibt und engagierte Aushilfen stets gefragt sind – genau so war es dann auch. Dass es allerdings gleich mehrere Monate werden, das war so eigentlich nicht geplant. Aber es hat einfach super gepasst. Ich wollte ohnehin nach meinem USA-Aufenthalt Verfahrenstechnik studieren und konnte so schon einmal in der Produktion bei Berghof Fluoroplastics wertvolle Erfahrungen mit verschiedenen Werkstoffen und Verarbeitungsverfahren wie dem isostatischen Pressen, einer unserer Spezialitäten, sammeln.

2. Was hat den Ausschlag dafür gegeben, dass Sie einige Jahre später – nach Abschluss des Studiums – zu Berghof Fluoroplastics zurückgekehrt sind?

Mir hat es schon damals als Aushilfskraft richtig gut gefallen bei Berghof Fluoroplastics. Hier arbeiten wirklich alle Hand in Hand für die gemeinsamen Ziele, jedes neue Team-Mitglied wird mit offenen Armen empfangen und fühlt sich deshalb schnell integriert und herzlich willkommen. Mir hat es auch imponiert, wie die „alten Hasen“ ihr breites Fachwissen und ihre immense Erfahrung bereitwillig weitergeben an die jüngere Generation – und auch für deren Ideen und Anregungen immer ein offenes Ohr haben. Deshalb habe ich immer den Kontakt gehalten und meine Studienschwerpunkte im Bachelorstudium der Verfahrenstechnik und im anschließenden Masterstudium „Design & Development for Automotive and Mechanical Engineering“ (DDM) so gewählt, dass ich mich als breit aufgestellter Ingenieur interdisziplinär bei Berghof Fluoroplastics einbringen kann. Als ich dann meinen Master in der Tasche hatte und mich darauf hin wieder einmal gemeldet habe, hat sich die Geschäftsleitung Gedanken gemacht und mir kurz darauf angeboten, das Team im Bereich Forschung und Entwicklung als Entwicklungsingenieur zu verstärken. Da habe ich natürlich sofort zugesagt. Heute, rund fünf Jahre später, kann ich sagen: Eine sehr gute Entscheidung!

3. Polytetrafluorethylen (PTFE), der Hauptwerkstoff bei Berghof Fluoroplastics, gilt unter Experten als echtes Multitalent. Was macht diesen Hochleistungskunststoff aus Ihrer Sicht so besonders?

PTFE ist sicher einer der vielseitigsten, wenn nicht gar der vielseitigste Werkstoff überhaupt. Das macht ihn so besonders – und für uns als Team die Arbeit damit so extrem abwechslungsreich und vielseitig. Denn im Bereich der Photonik kommt unser speziell dafür entwickeltes Optisches PTFE Optopolymer® beispielsweise aus ganz anderen Gründen zum Einsatz als unser Poröses PTFE Permeaflon® in der Automotive-Branche, um nur zwei wichtige Beispiele zu nennen. Je nach Anwendung geben ganz andere Eigenschaften den Ausschlag für PTFE – wie zum Beispiel bei labortechnischen Anwendungen die einzigartige Temperatur- oder Chemikalienbeständigkeit und die extrem antihaftenden Eigenschaften oder die nahezu unbegrenzte UV- und Witterungsbeständigkeit. Deshalb sind bei unseren Projekten auch immer wieder ganz andere Herausforderungen zu lösen – und unser Team braucht viel geistige Flexibilität und den Willen, immer wieder Neues zu lernen, um Anwendungen genau zu verstehen und in serienreife Materiallösungen zu übersetzen. Ich wüsste nicht, welcher andere Werkstoff ein ähnlich breites Anwendungsspektrum abdeckt – von der radarbasierten Füllstandsmessung in Biogasanlagen oder Getreidesilos bis zur reinweißen Ulbrichtkugel in der Photonik – und dabei gleichzeitig in allen Branchen absolute Standards setzt. 

4. Die gute Team-Atmosphäre und den reizvollen Werkstoff haben Sie ja schon angesprochen – was sind weitere Gründe dafür, dass Sie sich bei Berghof Fluoroplastics so wohl fühlen?

Ein wichtiger weiterer Grund ist die Vielfalt der Aufgaben: Wir entwickeln hier immer wieder neue, innovative Materiallösungen für die unterschiedlichsten Branchen – und sind so stets aufs Neue gefordert, uns mit ganz verschiedenen technischen Parametern und Einsatzgebieten für unsere Produkte auseinanderzusetzen. Deshalb hat meine Tätigkeit hier deutlich mehr Facetten, als es bei vielen anderen Unternehmen für einen Entwicklungsingenieur üblich ist. Genau das macht für mich den Reiz aus. So kümmere ich mich nicht nur um klassische Entwicklungstätigkeiten wie das Entwickeln neuer Materiallösungen oder das Austüfteln und Optimieren von Fertigungsprozessen. Oft bin ich auch im Projektmanagement gefragt – sowohl intern, also zum Beispiel bei der Planung und dem Bau von Anlagen zur Prototypen- oder Serienfertigung oder der technischen und mechanischen Integration von Prüf- oder Fertigungsanlagen, als auch extern, zum Beispiel in der technischen Unterstützung unserer Vertriebsmannschaft oder in der direkten Kommunikation mit unseren Kunden, um technische Anforderungen oder die Machbarkeit einer Idee schnell und direkt abzuklären. Dabei arbeite ich immer eng mit meinen Kolleginnen und Kollegen angrenzender Abteilungen und unserem Entwicklungsleiter Dr. Michael Henes zusammen, wobei er als promovierter Chemiker und ich als Verfahrenstechniker und Ingenieur uns mit unserem Know-how ideal ergänzen, um die Ideen und Anforderungen unserer Kunden bestmöglich umzusetzen. Eine gute Planung und strukturierte Vorgehensweise sind absolute Voraussetzung für optimale Ergebnisse und damit den nachhaltigen Entwicklungs- oder Projekterfolg. Dabei achten wir auf jedes noch so kleine Detail und denken immer prozess- und bedarfsorientiert. Denn wir verstehen uns, wie alle verantwortlichen Personen hier bei Berghof Fluoroplastics, als offener und ehrlicher Partner für unsere Kunden und wollen ihnen mit unseren Lösungen wertvolle Vorteile am Markt bringen.

5. Wer sich im Berufsleben viel mit Prozessen und Strukturen beschäftigt, ist oft auch im Privatleben ein großer Fan von exakter Planung und klarer Ordnung. Trifft das auf Sie auch zu?

Ja, das ist bei mir schon auch so – wobei das mit der klaren Ordnung mit zwei kleinen Jungs im Haus oft natürlich eher Wunsch als Wirklichkeit ist. Was ich mir aber definitiv nicht nehmen lasse: Bevor wir etwas Größeres anschaffen oder ein wichtiges neues Projekt angehen, mache ich mir schon intensiv Gedanken und wäge alle wichtigen Punkte ganz genau ab. Ich will mir einfach absolut sicher sein, die den Anforderungen entsprechend richtige Entscheidung zu treffen sowie kein aus meiner Sicht wichtiges Detail zu übersehen und mich später zu ärgern – und das ist schon etwas, worin sich der Entwicklungsingenieur und der Privatmann sehr ähnlich sind. Genau analysieren, abwägen, keine voreiligen Schlüsse ziehen – oder wie der Volksmund so schön sagt: In der Ruhe liegt die Kraft.

6. Apropos in der Ruhe liegt die Kraft: Wo finden Sie denn in Ihrer Freizeit diese Ruhe – mit zwei wilden Jungs daheim dürfte Ruhe ja eher Mangelware sein?

Das stimmt natürlich, aber egal ob wildes Toben oder gemütliches Bücher lesen – meine Familie ist mein wichtigster Ausgleich zum Berufsalltag. Wirklich Ruhe finde ich am besten beim Sport, am liebsten auf meinem Mountainbike. Ich fahre auch bei fast jedem Wetter damit zur Arbeit. Ganz nach dem Motto „Minimaler Aufwand, maximale Freude“ integriere ich in meinen Arbeitsweg, wann immer möglich, einen der schönen, direkt am Standort Eningen gelegenen Berge – und hab dann den Kopf frei mich voll und ganz unseren Jungs zu widmen. Denn auch hier gilt für mich: Wenn ich etwas mache, dann richtig.